Meine teuerste Schwester.
Ich bin recht glücklich gewesen, zwei Ihrer teuren Briefe zu empfangen, mit den Daten
Bologna und Venedig. Ich glaube, nachdem man Rom gesehen hat, ist das Übrige von Italien,
wie schön es auch sei, ihr nicht zu vergleichen. Ich bin entzückt, dass Algarotti {Siehe auch Algarottis Brief vom 27. Juli 1755 aus Venedig an Friedrich II., in dem
er kurz von den Ehrerbietungen seitens der Stadt Venedig gegenüber Wilhelmine berichtet:
(#4) Œuvres Frédéric, 1846-1857, Bd. 18, Correspondance de Frédéric avec le comte
Algarotti: 112, (#5) friedrich.uni-trier.de: 18_/112/text/ und (#28) Algarotti, 2008:
121, Nr. 90.} {Zum offiziellen Verlauf und der Begrüßung des Markgrafenpaars durch
die Vertreter des Dogen, siehe ausführlich: (#135) Müssel, 1958: 113–147, besonders:
127ff., mit dem Quellenanhang: 143 ff.} sich im Lande der Pantaloni Der „Pantalone“ ist eine der häufigsten Masken der „Commedia dell’Arte“. Er repräsentiert
den venezianischen Kaufmann und gleichzeitig den alternden Lüstling, dessen Vermählung
mit der Dame des maskenlosen Paares der „Innamorati“ im Laufe des Stückes verhindert
werden muss. Zusammen mit dem „Dottore“ bildet er das komische Paar der „Alten“. {Cfr.
(#44) Rudlin, 1994.} {Cfr.: (#45) Duchartre,1924.} Das „Land der Pantaloni“ ist demnach
Venedig. {Siehe auch: (#058) Brief vom 31. Oktober 1754 [mit Anm. 1 in der dt. Übersetzung.}
[CW] zu Ihrer Zufriedenheit aufgeführt hat. Auch bin ich überzeugt, dass wenn Sie Paolino
gehört hätten, Sie mit ihm zufrieden gewesen wären und ihn zu seinem Vorteil verändert
gefunden hätten. Ich habe hier einen neuen Sänger, der aus Neapel zu mir gekommen
ist. Er nennt sich Luini. Er hat eine sehr hohe Stimme im Stil der „Gasparini“; sehr
viel Leichtigkeit im Trillern; und wenn er den Anweisungen folgt, die man ihm gibt,
kann er ein sehr guter Sänger werden. Die Marmortafel, die Sie die Güte hatten, mir
aus Marseille zuzuschicken, ist wohlbehalten angekommen. Sie ist sehr schön. Sie werden
mir erlauben, dass ich Ihnen dafür Dank sage. Ich hätte gewollt, dass der Heilige
Vater Ihr Cicisbeo {Siehe auch: (#159) Brief vom 11. Mai 1755.} geworden wäre, meine teure Schwester, an Stelle von Cattaneo, der ein ziemlich langweiliger
Laffe sein muss. Ich hoffe, dass Sie gegen Ende dieses Monats zurück sein werden von
Ihrer großen Reise und Sie sich dann auf Ihren Lorbeeren werden ausruhen können. Diese
Annäherung wird einigermaßen Ihre lange Abwesenheit mindern. Und ich würde glauben,
Sie wenigstens halbwegs hier zu sehen. [… ]Leben Sie wohl, meine teure Schwester, schonen Sie Ihre Gesundheit gut, und lassen
Sie mir die Gerechtigkeit widerfahren, mich mit der vollkommensten Zuneigung zu glauben,