Ich bin überrascht gewesen, teurer Schwager, Ihren Brief aus Bayreuth datiert zu sehen, zu einer Zeit, da ich Sie in Marseille oder Avignon glaubte. Markgraf Friedrich unternahm am 25. Januar 1755 einen „Gewaltritt“ von Avignon nach Bayreuth, um dort, vermutlich am 23. Februar 1755, einem Sonntag, an einem öffentlichen Gottesdienst mit Eucharistiefeier teilzunehmen. Damit trat er dem zur Jahreswende 1754/1755 entstandenem Gerücht entgegen, er und seine Gemahlin Wilhelmine von Bayreuth wären zum römisch-katholischen Glauben konvertiert. {Dazu ausführlich: (#154) Fester, 1899, Bd. 5: 245–254, besonders:251 f.} Ihre gute Gesundheit und Ihr Andenken genügen mir. Ich wünschte, dass es mit meiner Schwester ebenso wäre. Aber es scheint, dass die Wetterlage sie nicht mehr Gesundheit verspüren lässt, als sie in Bayreuth gehabt hat. Die Reise nach Italien ist ein großes Unterfangen für sie. Ich wünsche, dass sie sie beglückt unternehmen möge; was Vergnügen und Unterhaltung angeht, davon wird sie als genug haben. Ich beneide sie nicht darum, aber ich wünschte, desgleichen davon zu profitieren. Wir haben seit sechs Wochen Schnee und Eis; seit 1739 ist der Winter nicht mehr so rau gewesen, und ich zweifele, dass er sehr viel anders ist. {Siehe auch: (#093) Brief vom 12. Januar 1755.} Ich kann Ihnen keinerlei interessante Neuigkeit schreiben. Wir haben gerade Madame Keyserlingk wegen einer Fieberentzündung verloren. Sie war eine der hübschesten Frauen von Berlin. Gewähren Sie mir weiterhin Ihre Freundschaft, versichern Sie meiner Schwester meine Zuneigung, empfehlen Sie mich ihrer Erinnerung und glauben Sie mich bis zum Tode als Ihren getreuen Bruder und Diener